Lorbeerwälder der Kanaren

Der Lorbeerwald ist ein subtropischer, immergrüner Bergwald, der vor allem durch die vier Lorbeergewächse Laurus novocanariensis, Persea indica, Apollonias barbujana und Ocotea foetens charakterisiert wird. Weitere typische Vertreter des Lorbeerwaldes sind u.a. Erica arborea, Ilex canariensis und Myrica faya. Dieser Waldtyp ist ein Relikt aus dem Tertiär, als nicht nur auf den makaronesischen Inseln, sondern in ganz Südeuropa unter suptropischen Klimabedingungen Hartlaubwälder weit verbreitet war. Durch die Verschiebung der Klimazonen im Quartär, als es zum mehrfachen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten kam, wurden die Lorbeerwälder aus Europa verdrängt. Nur auf den Inseln im Atlantik, auf denen das Klima durchgehend milder blieb, konnten sie überdauern.

Dieser von Hartlaubgewächsen geprägte Waldtyp hat einen dichten Unterwuchs und ist somit in Bodennähe ziemlich dunkel - das im Gegensatz zu den lichten Kiefernwäldern mit ihrem locken Bestand an Pinus canariensis. Lorbeerwald gibt es auf allen Kanarischen Inseln außer auf Lanzarote und Fuerteventura. Auf Gran Canaria besteht lediglich ein kleiner Restbestand auf der Inselnordseite. Die am besten erhaltenen Bestände befinden sich auf La Gomera und Teneriffa und stehen heute größtenteils unter Schutz.

Apollonias barbujana

Bevorzugt tritt Lorbeerwald an den Nordosthängen der gebirgigen Inseln auf, in Höhen etwa zwischen 500 und 1000 m. Diese Bereiche, die sich häufig in der Zone der Passatwolken befinden, sind sehr niederschlagsreich. Die jährlichen Niederschlagsmengen können über 1000 mm betragen. Das Klima ist ausgeglichen, Temperaturen im Minusbereich sind die Ausnahme. Anders als Hartlaubwälder im Mittelmeer-Raum müssen die Pflanzen des makaronesischen Lorbeerwaldes keine sommerliche Trockenphase aushalten.

Lorbeerwälder spielen eine wichtige Rolle für den Wasserhaushalt der Inseln, da sie Feuchtigkeit aus der Luft nehmen und über Blätter, Äste und Stämme in den Untergrund leiten. Der Waldboden wird durch die dichte Vegetation zudem gut vor Austrocknung geschützt. Fast alle der heutigen Wälder wurden in früherer Zeit stark vom Menschen genutzt. Insbesondere wurden Bäume entnommen für die Bereitstellung von Brenn- und Bauholz. Lediglich in steilen Hanglagen oder unzugänglichen Schluchten dürfte somit Primärwald überdauert haben.

Am oberen Verbreitungsrand der Lorbeerwälder, wo die Temperaturen niedriger werden, aber auch an Standorten, die einer stärkeren Trockenheit ausgesetzt sind, wird der Lorbeerwald abgelöst von einem Baumheide-Buschwald, in dem Baumheide (Erica arborea) und der Gagelbaum (Myrica faya) dominieren.

Erica arborea